Passend zum diesjährigen Internationalen Frauentag hat die Vorsitzende des Kreisverbands Neckar-Bergstraße von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Fadime Tuncer, in ihrer Eigenschaft als Schriesheimer Stadträtin eine öffentliche Debatte über die Rolle der jungen Weinprinzessinnen und Weinhoheiten sowie junger Frauen in repräsentativen Rollen bei Volksfesten insgesamt angestoßen. Sie hat die „Knutscherei“ ältlicher Männer kritisiert und in Frage gestellt, der die jungen Frauen stets ausgeliefert seien. Ihre Wortmeldung hat einen großen Pressewirbel verursacht. Deshalb diese Sonderseite mit Hintergrundinformationen und Statements verschiedener Personen.
Die dementsprechenden Pressemitteilungen in der Rhein-Neckar-Zeitung bzw. im Mannheimer Morgen sind hier abgedruckt:
Der Behördentag auf dem Mathaisemarkt wird als Termin geschätzt, bei dem der Gedankenaustausch mit und zwischen den Behörden möglich sein soll. Mit dieser Einstellung jedenfalls besuchte Grünen-Stadträtin Fadime Tuncer am Dienstag zum ersten Mal die Veranstaltung. Seither sei sie daher „fassungslos, was sich im Zehntkeller abspielte“, kritisiert sie jetzt in einer Erklärung.
Sie war zum ersten Mal dabei, und sie war schockiert: Grünen-Stadträtin Fadime Tuncer hat den „Behördentag“ des Mathaisemarkts am vergangenen Dienstag nicht in bester Erinnerung. Vor allem das „Reihenküssen“ im Zehntkeller machte sie „fassungslos“, wie sie in einer Pressererklärung schreibt. Sie fordert die Abschaffung dieses Rituals.
Nach den bemerkenswerten Reaktionen zu schließen, hat Fadime mit ihrer substantiierten Kritik an dieser mehr als antiquierten Prozedur offenbar den Nagel auf den Kopf getroffen. Deshalb begrüße ich Fadimes Vorgehensweise und versichere ihr meine Verbundenheit und Unterstützung. Wir Kreisgrünen Frauen sollten gemeinsam für die nächste Herren-Aktion dieser oder ähnlicher Natur uns mit den so genannten "Wein-Hoheiten" solidarisieren. Diese jungen Frauen sollen erleben, dass sie keinesfalls zickig oder eingebildet sind, wenn sie es ablehnen, regelrecht zum Abküssen freigegeben zu sein.
Solch althergebrachten Rituale passen zu einer modernen Stadt wie Schriesheim nicht mehr. In meinen Augen geht es nicht um den Wangenkuss als solches, sondern um das - bildlich gesprochen - „Aufreihen der jungen Frauen“, die dann wie eine frei verfügbare Masse von den männlichen Besuchern einfach ungefragt abgeküsst werden. Es geht hier nicht um notwendige Traditionen, sondern um überkommene Rituale, die zum heutigen Rollenbild der Frauen einfach nicht mehr passen.
Der Umgang mit Frauen in solch althergebrachten Rollen passt nicht in unsere moderne Stadt. Tradition auf dem Mathaisemarkt muss anders aussehen!