Passend zum Weltfrauentag und der Rolle der Frauen in unserer Gesellschaft gibt es eine neue Diskussion über das Bild der Frau beim Schriesheimer Mathaisemarkt, festgemacht am Thema des Küssens der Weinhoheiten durch männliche Besucher des so genannten „Behördentags“. In zwei Pressartikeln der RNZ bzw. des Mannheimer Morgen von heute wurde das Thema von der Stadt- und Kreisrätin Fadime Tuncer aufgegriffen. Dabei wurden im Zehntkeller 12 Weinhoheiten aus der Region nebeneinander aufgereiht und durften dann von den erstmalig bei dieser Veranstaltung Anwesenden geküsst werden. Ich meine, dass solch althergebrachten Rituale zu einer modernen Stadt wie Schriesheim nicht mehr passen. In meinen Augen geht es nicht um den Wangenkuss als solches, sondern um das - bildlich gesprochen - „Aufreihen der jungen Frauen“, die dann wie eine frei verfügbare Masse von den männlichen Besuchern einfach ungefragt abgeküsst werden. Es geht hier nicht um notwendige Traditionen, sondern um überkommene Rituale, die zum heutigen Rollenbild der Frauen einfach nicht mehr passen. Wie wäre es, wenn man/frau aus dem Wangenkuss kein Pflichtritual machte, sondern es einfach „tut“, wenn es sich ergibt, sofern die Betroffenen beide damit einverstanden sind? Dies hätte einen ganz anderen Charakter als die „Weinhoheiten“ nur zum Abküssen einzuladen. Und noch ein Tipp für uns Männer. Stellen wir uns doch einmal vor, wir würden als junge Männer zu mehreren in einer Reihe nebeneinander stehen und dann von mehreren, viel älteren weiblichen Teilnehmern eines zu 80% aus Frauen zusammengesetzten Behördentags ungefragt geküsst werden. Wie würden wir uns dabei wohl fühlen? Dieser Perspektivwechsel kann helfen zu verstehen, wie Frauen sich in einer ähnlichen Situation fühlen.