Auf Einladung von Fritz Kuhn, des Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag und Grünen Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Heidelberg, unternahmen 48 Bürgerinnen und Bürger des Wahlkreises Heidelberg vom 5. bis zum 8. August 2009 eine Fahrt nach Berlin. Sie besichtigten verschiedene Orte mit politischer, kultureller oder historischer Bedeutung. Hier nun der Erfahrungsbericht eines Mitreisenden:
Tag 1:
Nach einer stressfreien, knapp 6-stündigen Bahnfahrt kamen wir am Nachmittag des 5. August 2009 am Berliner Hauptbahnhof in unmittelbarer Nähe des Regierungsviertels wohlgelaunt und in gespannter Erwartung in unserer Bundeshauptstadt an. Ein dank seiner roten Farbe sehr auffälliger Bus holte uns pünktlich am Bahnhof ab und sollte uns während unseres gesamten Berlinaufenthalts begleiten. Der Besuch im "Filmmuseum Berlin - Deutsche Kinemathek" im SONY-Center am Potsdamer Platz war der erste Programmpunkt in einem über die 4 Tage sehr dicht gefüllten Veranstaltungskalender. Der Überblick über die Deutsche Filmgeschichte war sehr kurzweilig. Nach dem Abendessen fuhren wir in unser zentral gelegenes Hotel in Berlin-Moabit.
Tag 2:
Am heutigen Vormittag sollte das Herzstück des deutschen Parlamentarismus, das Reichstagsgebäude, besichtigt und uns einen Einblick in die Arbeit unseres Bundestagsabgeordneten Fritz Kuhn gewährt werden. Nach einem Sicherheitscheck fand im Paul-Löbe-Haus, einem von mehreren Häusern mit Abgeordnetenbüros, eine Diskussion mit Fritz Kuhn statt. Zunächst referierte Kuhn über die politischen Ziele von Bündnis 90/Die Grünen im vor uns liegenden Bundestagswahlkampf um dann, wie von ihm nicht anders gewohnt, kompetent die vielen Teilnehmerfragen zu beantworten. Dabei zeigte es sich, dass der von Schwarz-Gelb nach einem möglichen Wahlsieg geforderte Ausstieg vom Atomausstieg die Teilnehmer sehr bewegte. Fritz Kuhn meinte allerdings, dass die Wahlen noch lange nicht entschieden wären. Jede einzelne Stimme zähle, Kämpfen sei angesagt. Direkt im Anschluss an das Gespräch mit Fritz Kuhn wurden der Plenarsaal des Deutschen Bundestags im Reichstagsgebäude sowie dessen begehbare Glaskuppel besichtigt. Erstaunlich wie viele Menschen dieses imposante und geschichtsträchtige Bauwerk live erleben wollen. Wir waren alle sehr beeindruckt von der gelungenen baulichen Kombination des alten Reichstagsgebäudes mit der modernen Architektur des Baumeisters Norman Foster. Foster verband in genialer Weise Historie mit den Erfordernissen eines weltoffenen und transparenten Deutschen Parlamentarismus. Ein sehr anschaulicher Vortrag auf der Besucherbühne des Plenarsaales des Deutschen Bundestags über die Aufgaben und die Arbeit des Parlaments rundeten den Vormittag ab. Eine an politischen Gesichtspunkten orientierte Stadtrundfahrt durch die Bundeshauptstadt stand am Nachmittag auf dem Programm. Ob der vielen Eindrücke des gesamten Tages einigermaßen geschafft ließen wir den Tag im Hotel ausklingen.
Tag 3:
Heute war wieder ein dicht bepackter, sehr informativer und interessanter Tag. Zunächst ging es am Vormittag ins Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Nach einem einleitenden Film konnten wir einer Referentin des Ministeriums eine Stunde lang Fragen über die Struktur der deutschen Entwicklungshilfe stellen. Dies nutzten die Teilnehmer sehr intensiv aus. Am Ende der Diskussion wurden wir als die Gruppe gelobt, die sich bisher die meisten Gedanken zur Entwicklungshilfe gemacht und Fragen gestellt hätte. Inhaltlich ging es um Kinderarbeit in Schwellen- und Entwicklungsländern, das Prinzip der Entwicklungshilfe als Hilfe zur Selbsthilfe, der Auswahlkriterien der unterstützten Projekte durch die Entwicklungsländer und der Wichtigkeit eines fairen Handels zwischen Nord und Süd in unserer globalisierten Welt.
Nach einer kurzen Pause besichtigten wir die Bundeszentrale für politische Bildung, bei der man sich kostenlos bzw. sehr kostengünstig mit Materialien zu allen möglichen politischen und historischen Themen versorgen kann. Ein Vortrag zur deutschen Außenpolitik in Afghanistan ließ den Besuch ausklingen.
Am Nachmittag besuchte unsere Gruppe das "Denkmal für die ermordeten Juden Europas". Das Denkmal im Zentrum Berlins ist die zentrale Holocaust-Gedenkstätte Deutschlands, ein Ort der Erinnerung und des Gedenkens an die bis zu sechs Millionen Opfer. Das Denkmal besteht aus dem von Peter Eisenman entworfenen Stelenfeld sowie dem unterirdischen Ort der Information und wird von einer Bundesstiftung unterhalten. Das Mahnmal gibt keine fertigen Antworten auf die Frage, warum es so konzipiert wurde, sondern regt im Sinne des Architekten die Betrachter zum Nachdenken darüber an. Wir waren alle sehr beeindruckt und konnten nicht nachvollziehen, warum es in Deutschland immer noch Leugner des Holocaust gibt.
Den Abend hatten wir zur freien Verfügung und konnten uns Berlin auf eigene Faust anschauen.
Tag 4:
Nach Frühstück und Auschecken aus dem Hotel brachte uns unser Bus in das "Dokumentationszentrum Berliner Mauer" an der Bernauer Straße. Dort, wo zu Beginn des Mauerbaus Wohnhäuser im Osten direkt an Westberlin grenzten und Bewohner in ihren Häusern, wenn sie zum Fenster rausschauten, mit dem Hintern im Osten und mit dem Kopf im Westen waren (so drückte es unser Betreuer aus), haben das Land Berlin und der Bund ein Dokumentationszentrum errichtet sowie ein Stück des Todesstreifens mit Mauerresten nachgebaut. Sehr bedrückend, was wir da zu sehen bekamen.
Nach dem Ausklang unseres Ausfluges nach Berlin am Hackeschen Markt mussten wir leider wieder unsere Heimreise antreten. Einige sehr informative Tage lagen hinter uns. Deren Eindrücke müssen alle erst mal verarbeitet werden. Auf jeden Fall war es nicht die letzte Reise nach Berlin.
>>> Bilder? Wolfgang Fremgen