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MTB 6. November 2013 Grüne Liste Schriesheim

Verharmlosung ist der falsche Weg

Von Dr. Barbara Schenk-Zitsch

Bei dem diesjährigen Mathaisemarkt war lt. Polizei und auch nach subjektiven Wahrnehmungen vieler Besucher ein trauriger Höhepunkt an Einsätzen wegen Komasaufens Jugendlicher und Gewaltdelikten zu verzeichnen.

Während des Mathaisemarktes 2013 mussten 58 Jugendliche wegen Alkoholtraumata vom DRK behandelt und davon 26 in die Klinik eingewiesen werden, Spitzenwert eines alkoholisierten Jugendlichen 3 Promille an einem Sonntagnachmittag! Aggressives Verhalten und Gewaltdelikte gegenüber Besuchern und der Polizei an Wochenenden und nach 22 Uhr haben stark zugenommen.

Welches der in anderen Städten erprobten Präventionskonzepte, das die Grüne Liste in ihrem Antrag gefordert hatte, letztendlich zum Tragen kommt, ist weniger wichtig, hier muss in Schriesheim das Rad nicht neu erfunden werden- viel wichtiger ist, dass alle Akteure besonders auch die Verwaltung es anschieben, und voll dahinterstehen, und das gewählte Konzept engagiert und konsequent und vor dauerhaft zu ihrer Herzensangelegenheit machen.Wir müssen mit der Umsetzung eines Konzeptes jetzt endlich loslegen, wenn es bis zum nächsten Mathaisemarkt schon Früchte tragen soll.

Der Gemeinderat befürwortete in der letzten Sitzung einstimmig die Einführung eines Präventionskonzeptes, das in enger Zusammenarbeit mit Polizei und Verwaltung erarbeitet und umgesetzt werden muss.

Trotzdem scheint Teilen des Gemeinderates immer noch nicht der Ernst der Lage bewusst zu sein: Zwar stimmten Bürgermeister und die Fraktionen dem Konzept zu, der Bürgermeister pochte allerdings darauf, dass die „Vorgeglühten“ , also schon alkoholisiert auf das Fest kommenden Jugendlichen, allesamt aus Nachbargemeinden stammen. In Schriesheim stelle sich das Problem nicht, weil hier „die Sozialkontrolle funktioniert“. Für Frank Spingel von der CDU-Fraktion waren die Vorkommnisse in Schriesheim gar „ein Luxusproblem“ und der Mathaisemarkt „friedlich“.

Ich denke, Ignoranz und Verharmlosung bei der Problematik des Komasaufens Jugendlicher, Gewaltdelikten und den hieraus resultierenden Folgen für die Kinder selbst, die Besucher und die Qualität des Festes insgesamt, führen in eine Sackgasse. Wann ist denn der Punkt erreicht, bei dem manche endlich Handlungsbedarf sehen? Eines ist sicher, dass sich die diesbezügliche Situation kontinuierlich seit Jahren verschärft. Grundvoraussetzung für sinnvolles Handeln ist, die Fakten endlich wahrzunehmen und die Probleme nicht mehr schönzureden. Wertvolle Energie nicht weiter für Verdrängungsstrategien zu vergeuden, sondern zur Verbesserung der Situation– das ist der einzig richtige Weg!

Für die Zukunft des Mathaisemarktes wünsche ich mir mehr Qualität statt Quantität- ein „Zurück zu den Wurzeln“, eine neue Festkultur, deren Erfolg nicht nur an den Besucherzahlen gemessen wird.

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